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Ab welchem Umsatz rechnet sich ein Online-Shop Gütesiegel

Abstract: Wann rechnet sich ein Gütesiegel? Lohnt sich die Investition? Um dies Fragen beantworten zu können habe ich ein Modell in Form einer What-If-Analyse erstellt. Das Modell habe ich in einer Exceltabelle abgebildet in die man alle relevanten Zahlen eingegeben kann. Mit Zahlen, die nicht bekannt sind kann man „spielen“. Auf diese Weise kann in einer Art „What-If-Analyse“ ermittelt werden, unter welchen Bedingungen/Annahmen die Investition in ein Gütesiegel wirtschaftlich sinnvoll ist. Das Modell biete ich hier gerne zum kostenlosen Download an. Oder sagen wir einmal fast kostenlos – denn ein Facebook-Share oder ein Tweet sollte schon drin sein :).

Die komplette Story

Gütesiegel für Online-Shops bieten diverse Vorteile für den Shopbetreiber. Beispiele für Vorteile sind:

  • die intensive Prüfung eines Shops durch den Anbieter des Gütesiegels führt zu mehr Rechtssicherheit
  • in vielen Fällen führt das Bewertungssystem der Anbieter über die Rich-Snippets zu einer höheren Sichtbarkeit auf der Ergebnisseite von Suchmaschinen
  • Dienstleistungen wie Streitschlichtung oder Käuferschutz reduzieren die Kaufhürde.

Das Verkaufsargument Nr. 1 der Gütesiegelanbieter ist jedoch nicht selten die Steigerung des Umsatzes durch mehr Vertrauen. Der TÜV Süd wirbt bei der Auflistung der Vorteile an dritter Stelle mit dem Argument „Umsatzsteigerung durch die Reduzierung von Bestell-Abbrüchen“ und Trusted Shops wirbt sogar auf der Homepage an erster Stelle mit dem Argument „Gütesiegel – mehr Vertrauen, mehr Umsatz“. Grundsätzlich ist die Logik dieser Argumentation nachvollziehbar. Das Gütesiegel stellt die Prüfung des Online-Shops durch eine unabhängige Instanz dar. Shops die das Siegel haben sind demnach vertrauenswürdiger – so die Theorie. Vertrauenswürdige Shops machen mehr Umsatz. Diese Argumentation der Gütesiegelanbieter wirft zwei Fragen auf:

1. Stimmt das? Machen Shops mit Siegel mehr Umsatz?

2. Rechnet sich das Siegel bzw. ab welchem Umsatzzuwachs rechnet sich das Siegel? Denn das Siegel verursacht natürlich Kosten. Um die erste Frage zu beantworten, muss man im Grunde einen A/B-Test über einen längeren Zeitraum machen. Denn jeder Shop ist anders. Fragt man Anbieter wie Trusted Shops, so werden diese auf Veröffentlichungen in ihrer Kundenzeitschrift verweisen, wo von Tests die Rede ist, bei denen 12,5% Umsatzzuwächse durch ein Gütesiegel erreicht worden sind. Bei meinen bisher durchgeführten Langzeittests kam wesentlich weniger Umsatzplus heraus. 0% und 1,98% um konkret zu sein – nachzulesen unter:

https://www.lammenett.de/onlinemarketing/trusted-shops-siegel-ein-reinfall.html und

https://www.lammenett.de/onlinemarketing/shop-guetesiegel-a-b-test.html

Unter bestimmten Konstellationen kann eine geringe Umsatzsteigerung aber natürlich auch den Invest in das Gütesiegel rechtfertigen. Um den Break Even Point, also den Punkt ab dem sich das Siegel unter den jeweils individuellen Bedingungen des Shops rechnet, zu ermitteln, habe ich ein Rechenmodell entwickelt, welches ich hier präsentiere.

Wann rechnet sich ein Gütesiegel?

Die zweite Frage „Rechnet sich das Siegel bzw. ab welchem Umsatzzuwachs rechnet sich das Siegel?“ ist schwieriger zu beantworten. In diesem Zusammenhang sind zunächst mehrere Aspekte zu beleuchten:

1. Was kostet das Gütesiegel? Bzw. was darf das Gütesiegel kosten, um schlussendlich die Rentabilität im Shop zu erhöhen?

2. Bringt das Gütesiegel tatsächlich mehr Umsatz? Wenn ja, wie viel mehr Umsatz?

3. Wie hoch ist der Gewinn, der aus diesem Mehrumsatz resultiert?

4. In welcher Relation stehen die Kosten für das Gütesiegel bzw. für die Implementierung des Gütesiegels zum zusätzlich erzielten Gewinn? Um diese Fragen beantworten zu können habe ich ein Modell in Form einer What-If-Analyse erstellt. Das Modell habe ich in einer Exceltabelle abgebildet in die man alle relevanten Zahlen eingeben kann. Mit Zahlen, die nicht bekannt sind, kann man „spielen“. Auf diese Weise kann in einer Art „What-If-Analyse“ ermittelt werden, unter welchen Bedingungen/Annahmen die Investition in ein Gütesiegel wirtschaftlich sinnvoll ist. Das Modell biete ich hier gerne zum kostenlosen Download an. Oder sagen wir einmal fast kostenlos – denn ein Facebook-Share oder ein Tweet sollte schon drin sein. Welche Kennzahlen werden benötigt und wie können Sie diese erhalten?

1. Laufende Kosten für das Gütesiegel

Zum einen benötigen Sie die laufenden Kosten für das Gütesiegel. Diese sind in der Regel auf der Preisliste des jeweiligen Anbieters ablesbar. Häufig stehen diese Kosten in einem Verhältnis zum Umsatz, der im Shop realisiert wird.

2. Implementierungskosten

Die Implementierung eines Gütesiegels bedeutet in der Regel einen nennenswerten Einmalaufwand. Dieser Aufwand bezieht sich nicht nur auf die rein technische Implementierung des Siegels auf der Shop-Seite, sondern auch auf die inhaltliche Implementierung. In den meisten Fällen müssen im Rahmen der Erlangung des Gütesiegels zahlreiche Veränderungen am Shop durchgeführt werden, die sowohl die Texte (AGB, Widerrufsbelehrung, Zahlungsbedingungen etc.) als auch die Darstellung der Preise, der ausgewiesenen Steuern und/oder Versandkosten oder die Bezeichnung der Schaltknöpfe betreffen. Nicht selten gehen zwei bis drei Tage ins Land, die schlussendlich auch bezahlt werden müssen. Da Onlineshops in den meisten Fällen nicht vom Unternehmen selbst sondern von deren Agenturen betreut werden, würde ich für diese Position einen agenturüblichen Tagessatz von 800,00 € ansetzen. Diese 2400 € sind in meinem Modell entsprechend voreingetragen. Sie können aber selbstverständlich im Sinne einer What-If-Analyse abgeändert werden. Diese Implementierungskosten sind ein Einmalbetrag und sollten daher auf die Anzahl der Monate verteilt werden, die Sie gedenken mit Ihrem Online-Shop zu arbeiten. In der Regel wird ein Online-Shop, ähnlich wie eine Website, alle 3-4 Jahre neu erstellt (Redesign). Daher empfiehlt sich die Verteilung dieser Kosten auf 36 bis 48 Monate.

3. Mehrumsatz

Um den evtl. Mehrumsatz zu ermitteln, den Sie durch die Implementierung eines Gütesiegels erreichen können, müssen Sie im Grunde genommen einen A/B-Test durchführen. Hierbei empfiehlt es sich sehr, diesen A/B-Test über einen längeren Zeitraum – mindestens ein halbes Jahr – durchzuführen. Ich habe in Bezug auf A/B-Tests im Zusammenhang mit einem Trusted Shops Siegel bisher zwei Langzeittests durchgeführt mit unterschiedlichem Ergebnis. Die Ergebnisse meines Langzeittests aus dem Jahr 2008 können Sie hier ablesen: http://www.lammenett.de/onlinemarketing/trusted-shops-siegel-ein-reinfall.html Die Ergebnisse meines im Jahr 2014 durchgeführten Langzeittests finden Sie http://www.lammenett.de/onlinemarketing/shop-guetesiegel-a-b-test.html Die Durchführung eines A/B-Tests ist unter Verwendung von Google Analytics heute relativ einfach. Beim A/B-Test selbst wird beim ersten Besuch einer Person im Online-Shop ein Cookie gesetzt. Nach einem Zufallsprinzip wird dabei entschieden, ob dieser Besucher eine Version mit – oder eine Version ohne Gütesiegel zu sehen bekommt. Anhand des Cookies wird dann bei Folgebesuchen immer eine korrekte Zuordnung vorgenommen. Das bedeutet, der Besucher erhält entweder immer eine Version mit Gütesiegel oder immer eine Version ohne Gütesiegel. Auf diese Weise kann bei einem Langzeittest der Erfolg oder Misserfolg eines Gütesiegels nachgewiesen werden. Selbstverständlich setzt diese Methode eine hinreichende Anzahl von Daten voraus. D. h., dass genügend Besuche und Käufer vorhanden sein müssen, um statistisch valide Ergebnisse erreichen zu können. Die Durchführung eines A/B-Tests bedeutet natürlich auch Aufwand – und es bedeutet, dass Sie bereits ein Gütesiegel haben müssen. Sollten Sie also ein Shop-Betreiber sein, der sich mit dem Gedanken trägt, ein Gütesiegel zu implementieren, so bringt Sie der A/B-Test an der Stelle nicht weiter. Was Sie jedoch weiterbringt ist die oben erwähnte Excel-Tabelle, die modellhaft ermittelt, ob bzw. ab welchem Umsatzplus die Implementierung eines Gütesiegels rentabel ist. Sie können mit der Tabelle spielen und Ihre bekannten Werte eintragen. Auf diese Weise können Sie ermitteln, welches Umsatzplus Sie mindestens erwirtschaften müssten, um einen wirtschaftlich messbaren Vorteil durch die Implementierung des Gütesiegels zu erlangen. Betreiben Sie bereits einen Online-Shop mit Gütesiegel und haben Zweifel an der Wirtschaftlichkeit dieses Gütesiegels, so können Sie natürlich mit einem A/B-Test Klarheit über Sinn oder Unsinn dieser Investition schaffen.

4. Umsatzrentabilität

Am Ende des Tages müssen die Kosten für das Gütesiegel nicht durch den Umsatz sondern durch den daraus resultierenden Gewinn finanziert werden. Sie müssen also wissen, wie rentabel der erwirtschaftete Mehrumsatz ist. Erwirtschaften Sie im Durchschnitt 100.000,00 € und kaufen Sie Ihre Ware mit einer Handelsspanne von 50 % ein, so entspricht dieses noch nicht Ihrer Umsatzrentabilität. Sie müssen zunächst die weiteren Kosten – gleichgültig ob variabel oder fix – abziehen und den übrig gebliebenen Betrag mit dem Mehrumsatz in Relation setzen. Ein Beispiel: Sie kaufen zu 100 Euro ein und verkaufen zu 150 Euro. Ihre Handelsspanne beträgt also 50 Euro – in dem Fall 50%. Sie haben aber noch anteilige Telefonkosten von 2 Euro, Lagerhaltungskosten von 15 Euro, Personalkosten von 20 Euro und Logistikkosten von 3 Euro zu berücksichtigen. Ziehen Sie diese von Ihrer Handelsspanne ab, so bleibt ein Gewinn von 10 Euro. Ihre Umsatzrentabilität beträgt dann 10/100=10%. Hat man diese zahlen, so kann folgendes Modell erstellt werden:

Einen Screencast in dem das Modell erläutert wird können Sie hier abrufen: http://youtu.be/uBXjbIiAJmo

Ich möchte Ihnen unbedingt empfehlen, sich diesen Screencast bis zum Ende anzusehen.

Die Exceltabelle mit dem Modell wird hier zum Download angeboten:

https://www.lammenett.de/wp-content/uploads/2014/12/Analyse-Kosten-Nutzen-Guetesiegel.xls

Online-Shop-Guetesiegel-Kosten-Nutzen

Online-Shop-Guetesiegel-Kosten-Nutzen. Break-Even Analyse für Einsatz Gütesiegel.

A

2 Gedanken zu „Ab welchem Umsatz rechnet sich ein Online-Shop Gütesiegel“

  1. Hallo,

    das ist eine sehr ausführliche und gutgeschriebene Betrachtung der Gütesiegel-Thematik. Wie mein Vorredner bereits erwähnt hat, dienen diese Siegel im E-Commerce in erster Linie dafür, dass man das Vertrauen der Kunden zu dem entsprechenden Webshop gewinnt und die Benutzer dann potentiell eher bestellen und Artikel kaufen. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass Kunden überrascht sind, wie hoch die Kosten für so ein Siegel dann letztendlich sind. Und ich empfehle von unserösen Siegeln abstand zu nehmen, da diese zwar einen Nutzen haben können, aber moralisch nicht immer korrekt sind (sein können). Und wenn man dann noch erwähnt, dass erst lange A/B-Tests den Effekt eines Siegels im Onlineshop manifestiert, dann sehe ich nur zu häufig unzufriedene Gesichter.

    Aber deine Auflistung ist sicherlich eine Veranschaulichung für die Kunden, vielen Dank dafür!

    Viele Grüße

    Christoph

  2. Ich glaube es gibt auch viele nützliche Siegel die kaum was kosten (oder sogar kostenlos sind) und viel Nutzen stiften.

    Im Prinzip ist ein Siegel nur dafür zuständig Vertrauen zwischen Kunden und Verkäufer aufzubauen. Ob jetzt ein Shop rechtssicher ist interessiert mich primär als Kunde aber gar nicht, sondern eher was andere Kunden über diesen Shop sagen.

    Da gibt es ein paar gute kostenlose Alternativen z.B. http://www.toperfahrung.de

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